DRESDNER RESIDENZSCHLOSS - GEORGENBAU 1./2.OG
- DRESDEN
STATUS: REALISIERT
EIN VARIABLES GEFÜGE
Der Georgenbau ist ein prägnantes Beispiel für die Nutzungsvariabilität und Permanenz vieler historischer Gebäude. Ursprünglich als Georgentor und damit als Teil der Dresdner Stadtumwehrung errichtet, wurde der Bau erst deutlich später in die Anlage des Dresdner Schlosses integriert und unter Beibehaltung der baulichen Substanz und Struktur als private Wohngemächer der Sächsischen Kurfürsten und Könige hergerichtet. Mit dem Umbau des Georgenbaus zu Dauerausstellungsräumen der Staatlichen Kunstsammlung Dresden beginnt ein neues Kapitel der vielfältigen Nutzungsgeschichte. Dabei war der Georgenbau während seiner gesamten Nutzungsgeschichte immer ein fixer Baustein innerhalb eines größeren Ganzen. Als Teil der historischen Stadtmauer war er bereits zur Errichtungszeit in die größere Gesamtananlage der Dresdner Stadtbefestigung eingebunden und mit dieser baulich verknüpft. Auch zur Zeit der späteren Nutzung als intimster Bereich der kurfürstlich-königlichen Wohn- und Prunkgemächer bestand diese Einbindung fort: Nun als Teil der auf dem komplexen höfischen Zeremoniell aufbauenden Raumfolgen des Dresdner Schlosses. Mit dem Abschluss des Wiederaufbaus des Dresdner Schlosses sind die in den zwei Hauptgeschossen des Georgenbaus untergebrachten Ausstellungsräume von Münzkabinett und Rüstkammer nun wiederum symbiotisch mit den anderen Sammlungsteilen der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, als Teil eines thematisch choreografierten Ausstellungsrundgangs, verbunden. Damit ist der Georgenbau trotz seiner exponierten Lage am nordöstlichen des Dresdner Schlosses sowohl als Solitär, als auch als Teil eines baulichen Gefüges zu verstehen. In einem komplexen Baugefüge wie dem Dresdner Schloss sind die Gebäudeteile unterschiedlicher bauzeitlicher Herkunft zu einem größeren Ganzen vereinigt und bleiben dabei doch selbst charakteristische Bausteine. Ziel der Gestaltung der neuen Ausstellungsräume im Georgenbau war es daher, durch Interpretation der überlieferten Baustruktur und durch Einschreibung neuer Möbeleinbauten, Räume mit einer eigenen Identität zu schaffen, die sich auf selbstverständliche Weise in das große Ganze des Schlosses einfügen.
REKONSTRUKTIONEN UND ÜBERSCHREIBUNGEN
Die Eingriffe in die überlieferte Bausubstanz und Baustruktur beim Umbau des Georgenbaus im Rahmen des Wiederaufbaus des Dresdner Schlosses wurden auf ein Minimum reduziert. Insbesondere die Fassade wurde mit nur einigen geringfügigen neu eingefügten Zugangstüren auf Basis der überliefertem Spuren der letzten historischen Fassung von 1901 restauriert und in vielen Teilen rekonstruiert. Im Gebäudeinneren ist der Einbau einer neuen, alle Geschosse des Georgenbaus verbindende Treppenanlage der wohl stärkste substanzielle Eingriff. In allen anderen Gebäudeteilen wurde die Substanz der historischen Grundmauern komplett erhalten und nach behutsam differenzierten Konzepten der Raumbildung ausgekleidet. Die gestalterische Herausforderung bestand darin, komplett restaurierte Raumfassungen, wie im „Kleinen Ballsaal“, Teilrekonstruktionen wie im „Rotseidenen Zimmer“, dem ehemaligen Audienzzimmer der Königin, und komplett zeitgenössische Raumauskleidungen zu einem komplexen räumlichen Neben- und Miteinander zusammenzufügen. Basis für die Stabilität dieses Raumgefüges sind dabei der Bezug zu gemeinsamen Raumtypologien, die Nachvollziehbarkeit der Mittel der Raumbildung und die Präzision der handwerklichen Ausführung.