projecticon

VOM NUTZEN DES NACHNUTZENS

  • AUSSTELLUNG WELTECHO CHEMNITZ
  • STATUS: REALISIERT
    BGF: QM
    JAHR: 2008

Das Schloss Freudenstein ist eine Dominante in der Silhouette der Stadt Freiberg. Seit dem Rückzug der Monarchen glänzen Schlösser entweder als museale Residenz oder befinden sich in ruinösem Zustand auf neue Nutzung wartend. Alle bisherigen Umnutzungen des Freiberger Schlosses waren mit einer Wandlung des herkömmlichen Schlossbildes verbunden. Gebaut für Schutz- und Repräsentationszwecke, musste es sich nachfolgend Identitäten wie Lazarett und Speicherbau überstreifen lassen. Bei Letzterem wurde es fast völlig seines Renaissanceglanzes beraubt. Mit dem Aufwecken des Schlosses aus seinem Dornröschenschlaf während des langen Leerstandes, verspricht sich die Bergstadt heute eine weitere Perle in der Reihe ihrer Sehenswürdigkeiten. Die Lebensqualität wird dadurch mit einer Kultur des Präsentierens, einer Kultur des Bewahrens und einer Kultur des Genießens bereichert. Die architektonische Hilfestellung beim Wachküssen leistete AFF. Unsere Entwurfsarbeit bewegt sich im Spannungsfeld von denkmalpflegerischen Aspekten bis zu Elementen zeitgenössischer Architektur. Mit dem Einschreiben eines Monolithen aus schwarzem Beton in die historische Hülle und dem Einschließen expressiver Farbräume wird ein Schulterschluss zur bergmännischen Arbeitweise gesucht. Er setzt sich in der Begeisterung für die Ehrlichkeit des Materials fort. Liest man in den alten und neuen Oberflächen des Schlosses, so eröffnen sie dem Betrachter eine Vielzahl von Geschichten. In diesem Sinne verweist der neue Belag des Schlosshofes spielerisch auf die mineralogische Passion der Bergstadt, zeigen die lasierten Innenwänden die zahlreichen Schichten der Umnutzungen, lässt der raue Beton des Archivkörpers eine Handarbeit erahnen, die für die Ausdauer des Sich-in-den-Berg-grabens steht, geben die gestanzten Ikonen von Eisen und Schlegel an den schweren Schiebetoren eine Durchlässigkeit und Vorahnung auf das dahinter Liegende. In diese Zusammenhänge geben die großformatigen Abzüge des international anerkannten Fotografen Hans-Christian Schink in der Ausstellung Einblick. Wer seine Arbeiten kennt, der weiß das Schink mit seiner Arbeitsweise einen klaren Abdruck des Vorgefundenen mit dem Verzicht auf spektakuläre Perspektiven und aufwendige Lichtinszenierungen gibt. Somit wird er seinem Ruf als präziser Beobachter gerecht. Hier treffen sich die Haltungen von Fotograf und Architekten. Beide setzen auf die Eigenständigkeit der Arbeitsweise und die Würde des Bauwerkes. Den Nutzen aus der Reflektion haben in beiden Fällen die Betrachter, weil sie sich fremder Augen bedienen dürfen. Der Nachnutzen kommt dennoch hoffentlich dem Schloss zugute, weil es nach seinem Leerstand versucht an den einstigen Glanz anzuknüpfen.