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WEBERHAUS

  • MODULARES BAUEN
  • STATUS: STUDIE
    BGF: 127 QM
    JAHR: 2002

Grundidee
Chamäleon: Entlehnt aus l. chamaeleon m., dieses aus gr. chamaileon m., eigentlich „kleiner Löwe“ oder „Erdlöwe“, zu gr. chamal „bescheiden, niedrig“, eigentlich „auf der Erde“, und gr. leon m. „Löwe“. Im Deutschen vor allem in Vergleichen mit Bezug auf die Möglichkeit des Farbenwechsels. Die Wesensart eines Ortes, einer Landschaft, einer Lebensform - also alles Gewachsene - nicht zu beachten, ist wenig charaktervoll. Sich umgekehrt dem kontinuierlichen Fortschritt entgegenzustellen, ihn nicht sehen zu wollen, ist wenig klug. Somit verbleibt beim Bauen nur die Lösung, beide Forderungen zu vereinen. Die Operation Chamäleon: Die bisher kubische Wohnhülle wird an den Außenecken aufgetrennt, die Ecken entfernt und die so entstandenen Öffnungen durch nach innen gewendete Lichtwinkel wieder vernäht. Es entsteht ein geometrisch regelmäßiges und doch kaum mit einem Blick erfassbares Objekt, welches sich facettenhaft der Umgebung anpassen, sie in sich aufnehmen und wieder von sich geben kann.

Das kompakte Haus
Durch seine Form ist das „Chamäleon“ in der Lage, in seine Hüllfläche Elemente einzupassen, die zuvor als monofunktionale Bauten das Haus umlagerten - der Carport, die überdachte Terrasse, der Balkon, der Wintergarten, das Vordach. In ihrer kompakten Verwebung mit dem Haus sind die „Außenborder“ nicht nur einfacher zu bedienen sondern können auch mehrfach belegt oder im Lauf der Zeit durch neue Funktionen ersetzt werden. Das bedeutet letztendlich, das Wohnen auch auf begrenzten Grundstücksverhältnissen qualitätsvoll möglich wird.

Varianz am Ort
Durch Öffnungen und Freibereiche an genau definierten Stellen des Hauses (zurückspringend) können die Baukörper einzelstehend oder in Paaren, Reihen oder Clusterkommunen kombiniert werden, je nach Grundstückssituation und Bebauungsdichte.

Formgebung
Jedes Haus transportiert einen Dialog zwischen seinen Bewohnern und der Umgebung. Daher sollte es über eine Möglichkeit des Ausdrucks verfügen. Die Lichtwinkel sowie das Dach des „Chamäleons“ können mit formgebenden Elementen besetzt werden, die gleichzeitig als Licht- und Sichtmodulatoren, je nach Ausrichtung des Hauses, funktionieren – das Satteldach mit zusätzlichem Stauraum für das ländliche Ambiente, die ausgebaute Dachschräge mit einem Oberlicht für den Galeriebereich, der Wintergarten für die Oase im Haus, das Sonnensegel für das ungestörte Freibad im Obergeschoß - die Palette der Ausdruckselemente wird für jede Umgebung individuell angepasst und kann bei Bedarf um neue Elemente erweitert werden, um den Dialog stets zeitgemäß weiterführen zu können.

Schnittmuster
Das Skelett des „Chamäleons“ besteht aus einen Standardbausatz in Holztafelbauweise nach einheitlichem Schnittmuster, das im nächstliegenden Werk vorfabriziert und vor Ort innerhalb kürzester Zeit aufgebaut wird. Durch die definierte Lage der Lichtwinkel, über welche auch der Zugang zum Innern erfolgt, werden aufwendig herzustellende Öffnungen in den Tafelelementen vermieden. Gleichzeitig bleibt das statisch optimierte System auf jedes „Chamäleon“ übertragbar. Im Innern zentriert das vertikale Treppenelement alle haustechnischen Adern um sich herum und optimiert die Flächen für eine freie Bespielbarkeit durch die Nutzer.

Charaktere
Jeder ist aus einem anderen Holz geschnitzt. Die Wesensart eines Ortes oder einer Landschaft hinterlässt Spuren beim Bauen, wie auch das Haus und deren Bewohner wiederum Teil der Spur werden. Das „tätowierte Chamäleon“ widerspiegelt auf seiner Fassade deshalb den persönlichen Charakter der Bewohner, gepaart mit der Reaktion auf das örtliche Ambiente. So ergeben sich bunte Collagen um einen einfachen Zweck.